Wir haben's getan - zum allerersten Mal (Bericht vom Ederseelauf )

Prolog

Als ein unvergessenes Laufvergnügen in mehrfacher Hinsicht dürfte allen Beteiligten (Läufer: Bernhard, Wolfgang, Fabian und Stefan sowie Funktionäre: Helga, Antje, Ute, Chiara, Helga und Roland) - also fast schon im olympischen Verhältnis - wohl die diesjährige Teilnahme am Ederseelauf am 25. März in Erinnerung bleiben. Der Edersee liegt ca. 40 km südwestlich von Kassel und bietet Laufspektakel der besonderen Art: eine 60 km Alleinumrundung des Edersees als Ultramarathon, einen regulären Marathon von 42 km sowie eine 50 km Variante. Das Highlight dürfte aber wohl der Staffelwettbewerb sein, der die 60 km Strecke auf sechs (bzw. 12) Schultern verteilt, also ein Mannschaftswettbewerb der besonderen Art, bei dem echter Teamgeist gefragt ist und der keinen Platz für ein (durchaus berechtigtes) Konkurrenzdenken, wie bei den sonstigen Mannschaftswertungen, (die besten X eines Laufs) aufkommen läßt (O-Ton eines SVS-Läufers, der lieber anonym bleiben möchte, kurz vor dem Wettkampf: ,,Noch nie habe ich Dich so schnell herbei gesehnt wie heute.'').

Die Vorbereitungsphase

Nach mehr als dreijähriger Vorbereitungszeit war es endlich gelungen eine Mannschaft bzw. ein Rumpfteam für eben diesen Staffellauf aufzubieten. Gebetsmühlenartige Überredungskünste der treibenden Kräfte führten endlich zur Aufstellung eines Kernteams um Fabian, Wolfgang und Stefan. Drei weitere Starter würden sich ja noch relativ schnell finden lassen. Doch weit gefehlt: fadenscheinige Ausreden (wie ,,bin beim Skifahren'' ) bei den meisten Lauftrefflern ließen schnell erkennen, daß man sich von nun an auch extern bemühen mußte. Aber auch hier ließen sich die meisten Kandidaten nicht von den Vorzügen des Ederseelaufs überzeugen. Einzig Wolfgangs Bekannter Bernhard erahnte sofort, welch ein unvergessliches Laufvergnügen ihn erwarten würde.

Um uns nicht mit fremden Lorbeeren zu schmücken, mußte für das auserwählte Team noch kurzerhand eine geringfügige Namensveränderung vorgenommen werden. In der letzten Woche vor dem Lauf ereilte dann den SV Sillenbuch-XL eine Hiobsbotschaft: Fabian, das derzeitige Aushängeschild des SVS, mußte seinen Start wegen einer Zahnentzündung in Frage stellen. Aber schließlich sollte es ja noch eine Läuferbörse vor Ort geben. Zum Glück konnte Roland noch als Teamchef gewonnen werden, was sich im nachhinein als fast lebensnotwendig erweisen sollte, müssen die Mannschaften doch ihre Läufer selbst zu den Wechselstellen bringen.

Gutgelaunt machten wir uns dann am Samstag mit drei Autos (3 Läufer, 4 Funktionäre) auf zum Edersee. Die tagelangen Regengüsse zuvor kamen endlich zum Stillstand und das Thermometer kletterte sogar bis zu laufoptimalen 15 Grad. Bei unserer Unterkunft angekommen begrüßten wir dann sogleich die am Vortag angereiste Vorhut (1 Läufer, 1.5 Funktionäre). Nach einer ersten kurzen Lagebesprechung gab es die erhoffte Entwarnung: Der Zahn der Nation wird laufen können, allerdings nur eine statt zwei eingeplanten Laufstrecken. Alsgleich machten wir uns auf, um unsere Startunterlagen abzuholen, wo wir dann noch den einen oder anderen Tipp zur Streckenbeschaffenheit erhielten, was sich wiederum verändernd auf die geplante Streckenbesetzung auswirken sollte, da auch die erhoffte Läuferbörse auf einem historischen Tiefstand war. Danach wollten wir dann noch mal kurz die Wechselstellen anfahren, was dann aber doch etwas länger dauerte, als von allen erwartet. Zwischen 19 bis 22 Uhr fand dann die finale Lagebesprechung u.a. bei fünf Bier (nur der Teamchef), ca. 20 Apfelsaftschorle (die Läufer) und noch einigen anderen kulinarischen Köstlichkeiten statt. Zu dieser Zeit trafen dann auch von uns Sillenbuchern heiß ersehnt Helga & Bernhard ein. Allein die Anfahrt der Wechselstellen mit zwei Autos, welcher Fahrer wen, wann, warum und wessen Kleidung im Auto haben muß, entwickelte sich zu einer reinen Wissenschaft. Aber zum Glück hatten wir ja Papier, Bleistift und akademisch ausgebildetes Personal dabei.

Die Nacht verlief dann für die meisten einigermaßen kurz. Zum einen stahl uns die Sommerzeitumstellung eine Stunde Schlaf, zum anderen blieb der Apfelsaftschorlengenuß nicht ohne Wirkung und der prasselnde Regen gegen die Fensterscheibe trug auch noch seinen Anteil dazu bei.

Der Wettkampftag

Rechtzeitig zum Frühstück um 7 Uhr zeigte der Edersee uns dann sein häßliches Gesicht. Statt dem prognostizierten wechselhaften Wetter bei 10 Grad, empfingen uns 2 Grad bei Dauerregen. Aber auch dies konnte die Konzentration der nun fest entschlossenen Läufer nur geringfügig stören. Als auch die erhoffte Wetterverbesserung nicht eintrat, machten wir uns dann mit unseren zwei ,,optimal bepackten'' Autos auf zum Start nach Vöhl.

Wolfgang kam die Ehre zu Teil, den Part des Startläufers zu übernehmen. Punkt neun Uhr verließ er mit ca. 100 anderen Staffelläufern, einigen unentwegten ,,Ultras'' und einem Walker das Stadion ,,Rote Erde'' in Richtung 1. Staffelwechsel. Für die ersten 8 km ohne Seesicht, dafür aber mit eingebauten 150 Höhenmetern (O-Ton: 2x Seen) als Entschädigung benötigte er 35:20 Minuten und übergab auf dem 6. Platz liegend an Bernhard. Die zweite Teilstrecke von 12km Länge führt zunächst leicht bergab zum See und dann immer flach am Ufer entlang. Genau die richtige Trainingsteilstrecke im Hinblick auf den geplanten London-Marathon. Und sogar das Wetter half mit, den Ernstfall zu erproben. Ohne einen Platz zu verlieren, übergab Bernhard dann nach 47:20 Minuten an Stefan, der die dritte Teilstrecke von 9km Länge laufen durfte, die landschaftlich sicherlich mit zu den reizvollsten Abschnitten zählen dürfte, führt sie doch direkt über die imposante Sperrmauer des Stausees. Leider war für eine genauere Inspektion keine Zeit. In der Gewißheit, daß nach ihm das Sillenbucher Flaggschiff auf die Reise gehen würde und er noch einmal laufen durfte, ließ er den Kontakt zu den beiden vorherigen Läufern etwas abreißen, übergab aber dennoch in Sichtkontakt als Siebter an Fabian mit einer Laufzeit von 38:10 Minuten. Dieser wurde seinen Vorschußlorbeeren gerecht und überholte auf seinem 12 km-,,Scenic Drive'', der sich idyllisch um den See schlängelt, die beiden unmittelbar vor ihm gestarteten Läufern. Nach 46 Minuten übergab er dann unter frenetischem Beifall der mit angereisten Fans (bzw. Funktionäre) im Auto Nr. 2 den Stab abermals an Bernhard, der sich nun auf seine zweite Trainigsstrecke von 9,5 km begab. Den Vorsprung nach hinten ausbauend übergab er dann bei Kilometer 50,5 auf Platz 5 liegend abermals an Stefan. Am ersten Anstieg entlang des Sees mußte dieser aber leider den Traum auf den 5. Platz begraben und die zwei nachfolgenden Läufer wieder passieren lassen. Von da an mutierte der Lauf in einen Cross-Lauf, ehe 4 km vor Schluß der letzte Anstieg (mittlerweile endlich wieder auf Asphalt) hinauf nach Vöhl in Angriff genommen wurde. Als dann das Ziel in Sichtweite war und keine Gefahr mehr von hinten drohte, wurden die letzten fünfhundert Meter vornehmlich zum Auslaufen genutzt, so daß nach einer Laufzeit von 41:30 Minuten eine Gesamtzeit von 4:05:50 heraussprang, was letztendlich den 7. Platz bedeutete. Insgesamt erreichten 61 Männer-Teams, 15 Frauen-Teams und 13 Mixed-Teams das Ziel.

Da zwischenzeitlich das Thermometer auf 3,5 Grad gestiegen war, ließ es sich Bernhard nach erfolgreicher Staffelübergabe bei Km 50,5 nicht nehmen, die letzten 9,5 km zusammen mit Helga zum Auslaufen zu nutzen. Also insgesamt 30 km bei Dauerregen - London kann kommen.

Fazit

Unter Berücksichtigung, daß dies unser Premierenlauf war, und der Tatsache, daß zwei Läufer zweimal von uns ran mußten, freuen wir uns schon auf nächstes Jahr. Denn alle von uns (sowohl Läufer als auch Funktionäre) haben vor, dann wieder zu kommen, so daß hierfür voraussichtlich nur noch zwei freie Plätze zu vergeben sind (die Qualifikationskriterien werden in Kürze bekanntgegeben).

Und wenn der ein oder andere Laufbegeisterte (ob intern oder extern) nun auf den Geschmack gekommen ist, können wir ja vielleicht sogar mehr als eine Staffel melden. Vielleicht muß ja wegen uns erstmalig ein Shuttle-Bus eingerichtet werden.

SK 2001